A year in books – ein Leseprojekt

Es ist (gerade noch so) Herbst und im Herbst lese ich traditionell gerne den Herrn der Ringe. Einige Jahre hab ich das Buch jeden September angefangen, ich mag es, an den letzten sonnigen Septembertagen von Bilbos Geburtstagsfeier zu lesen, mich im dunkler werdenden Oktober nach Bree und zur Wetterspitze vorzuarbeiten und gemeinsam mit den Charakteren in den Winter hinein zu lesen. Und neulich (Euphemismus) hab ich mich gefragt, ob es nicht auch noch andere Bücher gibt, die gut zu Jahreszeiten, Monaten oder Daten passen und ob es andere Menschen gibt, die Bücher mit bestimmten Jahreszeiten verbinden. Also habe ich meine Twitter- bzw. meine ADN-Timeline gefragt:

Antworten gab es – auch dank diverser Retweets und Reposts – eine ganze Menge, v. a. bezogen auf Jahreszeiten. Und irgendwie kam mir davor/währenddessen/kurz danach/das weiß ich nicht mehr so genau die Idee, daraus einen Buch-Kalender zu erstellen, ein kleines Leseprojekt, das mich mit Empfehlungen und eigenen Ideen – hoffentlich – ein Jahr lang begleiten wird. Und da es verschiedentlich den Vorschlag gab, die Liste zu veröffentlichen, folgt jetzt genau dies (ich stelle zuerst die fertige Liste vor, danach folgen einige Ideen für Leute, die evtl. mitlesen wollen und ganz zum Schluss – für diejenigen, die sowas interessiert – der Gesamtfundus an Vorschlägen inkl. der Vorschlagenden).

Die Liste

Vorbemerkung 1 – Entstehung: Die folgende Liste ist zwar zu großen Teilen aus Vorschlägen von Anderen entstanden, die endgültige Zusammenstellung erfolgte aber natürlich nach völlig subjektiven Kriterien: Ich habe das aufgenommen, worauf ich Lust hatte. Es ist also keine „Das sind die ultimativen Bücher“-Liste, sondern eine „Bei diesen Büchern hatte ich Lust, sie (nochmal) zu lesen und mit ihnen durch ein Jahr zu gehen“-Liste. Zu jedem Buch folgt eine kurze Bemerkung, warum ich es (an dieser Stelle) in die Liste aufgenommen habe.

Vorbemerkung 2 – Formalia: Die Liste umfasst 16 Bücher: Eins für jeden Monat sowie jeweils ein „Anker-Buch“, das für mich den Kern der entsprechenden Jahreszeit am besten trifft, meinem Gefühl dazu am besten entspricht (in etwa: Frühling – Neu-Anfang, Sommer – Sorglosigkeit, Herbst – Abschied, Winter – Duchhalten). Insbesondere bei diesen habe ich Bücher/Autoren ausgewählt, die ich gerne mag. Die Anker-Bücher sind – im Gegensatz zu den Monats-Büchern – nicht Teil einer eindeutigen Reihenfolge, sie werden im Laufe der jewiligen Jahreszeit irgendwann dazwischen geschoben. Die Liste ist außerdem meinem Lesetempo angepasst, d. h.

  1. das müsste ich ziemlich sicher in einem Jahr schaffen und
  2. es lässt genug Raum für spontane Lesegelüste anderer Art. Schließlich soll das Spaß machen und keine Pflichtaufgabe werden.

Vorbemerkung 3 – Schummeln: Ich musste in Frühling und Sommer ein bisschen schummeln, weil für den Frühling einfach nicht genug Kandidaten da waren, die mir gefallen haben (oder die Teil einer Serie waren und den Rahmen gesprengt hätten). Aber: Mein Spiel – meine Regeln. Wenn ich schummeln will, schummele ich 😉

So, genug der Vorreden, here we go (ich beginne im Winter, denn da werde ich auf voraussichtlich anfangen und außerdem kann ich dann im Herbst 2014 mit dem Herrn der Ringe aufhören. Huzzah!):

Winter

  • Dezember: Haruki Murakami – 1Q84 (kenn ich noch nicht, würde ich aber gerne mal lesen)
  • Januar: Italo Cavalo – Wenn ein Reisender in einer Winternacht (kenn ich nicht, der Wikipedia-Artikel hat mich aber schnell überzeugt)
  • Februar: Paul Auster – Winter Journal (kenn ich nicht, Grund dürfte klar sein)
  • Anker-Buch: Neil Gaiman – American Gods (das Buch spielt im Winter, es ist laufend kalt und schneit und es ist eine wirklich düstere Zeit. Außerdem weiß jeder Mensch, der von mir mehr als drei Sätze über Bücher gehört hat, dass ich ein fürchterlicher Neil Gaiman-Fanboy bin…)

Frühling

  • März: Cornelia Funke – Drachenreiter (kein besonderer Grund)
  • April: F. Scott Fitzgerald- The Great Gatsby (keine Ahnung wieso, aber irgendwie verbinde ich das Buch – das ich btw noch nicht gelesen habe – mit Frühjahr. Obwohl es im Hochsommer spielen soll. Aber im Frühjahr hab ich eh beschissen – s. o.)
  • Mai: Chris Offutt – The same river twice (kenne ich noch nicht, gehört eigentlich auch in den Sommer, aber s. o.)
  • Anker-Buch: C.S. Lewis – The Lion, the Witch and the Wardrobe (das könnte man zwar auch im Winter lesen, aber aufgrund der ganzen „Bann des Winters brechen“-/Auferstehungs-Thematik passt es für mich besser in den Frühling)

Vielleicht tausche ich im Frühling aber auch noch mal was und lese doch einen Band der „Warlord Chronicles“ von Bernhard Cornwall (meine Regeln und so).

Sommer

  • Juni: Truman Capote – Sommerdiebe (Kenn ich nicht, aber der Titel gefällt mir)
  • Juli: Esther Freud – Love falls (kenne ich nicht, spielt im Juli)
  • August: Frank Herbert – Dune (Hab ich schon mal gelesen, ist aber ewig her. Außerdem: dicke Sommerhitze und dazu ein Wüstenplanet? Ich bin dabei…)
  • Anker-Buch: William Shakespeare: A Midsummer Night´s Dream (für mich heißt Sommer v. a. Leichtigkeit. Und dafür ist dieses Buch – auch wenn es technisch gesehen ein Theaterstück ist – einfach perfekt.)

Herbst

  • September: Sven Regener – Herr Lehmann (hab ich schon diverse Male gelesen, es fängt Ende September an und endet im November)
  • Oktober: Georges Simenon – Der Mann, der den Zügen nachsah (hab ich zwar schon mal gelesen, kann mich aber beim besten Willen nicht mehr dran erinnern)
  • November: J.K. Rowling – Harry Potter and the prisoner of Azkaban (im dritten Harry Potter Band wird die Geschichte deutlich düsterer, das passt in den November)
  • Anker-Buch: J.R.R. Tolkien – Der Herr der Ringe (das passt mit der gesamten Abschieds-/Vergänglichkeits-Thematik für mich einfach perfekt in den Herbst)

Falls Euch dazu was einfällt, Ihr andere Ideen habt, Euch noch Bücher (v.a. für den Frühling!) einfallen oder Ihr sonst was loswerden wollt: Immer her damit!

Mitlesen?

Ein, zwei Leute haben angemerkt, dass sie vielleicht mitlesen würden und wir daraus eventuell ein gemeinschaftliches Projekt machen. Das fände ich eine echt spannende Geschichte. Aber was tun, wenn Euch mein Lesetempo nicht passt, Euch das zu viel/zu wenig ist, Ihr Teile davon schon kennt? Hier ein paar Vorschläge von meiner Seite:

  1. Lest, worauf Ihr Lust habt.
  2. Ersetzt eines der Monatsbücher durch das Anker-Buch. Das gibt Euch ein bisschen Flexibilität in der Liste.
  3. Lest nur die Anker-Bücher.
  4. Ergänzt oder ersetzt mit anderen Büchern aus dem Fundus.
  5. Eine Kombination von 2.-4. (läuft wahrscheinlich auf 1. hinaus).
  6. Macht einfach, was Ihr wollt (ist im Kern ebenfalls identisch mit 1.).

Ich hab zumindest vor, über den Zwischenstand und meine Leseerlebnisse zu bloggen (bin aber leider nicht sicher, ob das klappen wird…).

Der Fundus

Was jetzt folgt, ist eine Gesamtliste aller genannten Bücher inkl. IdeengeberInnen (soweit im Netz vertreten):

  • Frühling: Cornelia Funke – Drachenreiter (@niemalsnever), Thomas Mann – Unordnung und frühes Leid (@fiftyfourbooks – für Karneval), Bernhard Cornwall – Warlord Chronicles (@hirnbloggade), C.S. Lewis – The Lion, the witch and the wordrobe, F. Scott Fitzgerald – The Great Gatsby (beide ich).
  • Sommer: William Shakespeare – A midsummer night´s dream, Truman Capote – Sommerdiebe (beide @fiftyfourbooks), Thomas Mann – Tod in Venedig (@thw85), Frank Herbert – Dune (@canley), Jonas Jonasson – Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand (@bigmcintosh91), Wolfgang Herrndorf – Tschick, Herrman Hesse – Klingsors letzter Sommer (beide ich), Ester Freud – Love Falls, Chris Offutt – The same river twice (anonym)
  • Herbst: Georges Simenon – Der Mann, der den Zügen nachsah (@zappomat), Gustav Flaubert – November (@fiftyfourbooks), J.K. Rowling – Harry Potter and the prisoner of Azkaban (@bigmkintosh91, auch @mii2006, da aber eher für Winter), J.R.R. Tolkien – Der Herr der Ringe, Sven Regener – Herr Lehmann (beide ich)
  • Winter: Heinrich Böll – Nicht nur zur Weihnachtszeit, Erich Kästner – Drei Männer im Schnee (beide @fiftyfourbooks), Boris Leonidowitsch Pasternak – Doktor Schiwago (@RuthLindenthal), Italo Calvino – Wenn ein Reisender in einer Winternacht (@zappomat), Haruki Murakami – 1Q84 (@almightyphi), Philip Pullman – His Dark Materials (@canley), Michael Ende – Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch (@vorgedacht), Paul Auster – Winter Journal, Neil Gaiman – American Gods (beide ich), Truman Capote – In cold blood, Daniel Woodrell – Winter´s blood (anonym)
  • Honorable Mentions (nehmen das Jahreszeiten-Thema auf, lassen sich aber nicht eindeutig zuordnen oder passen aus anderen Gründen nirgendwo so richtig hin): Johann Tehorin – Das Jahreszeiten Quartett (@Literatur_Papst), Nora Roberts – Die Irland Triologie (@Kessy230769), Grant Morission/Frank Quitely – Allstar Superman, Jeph Loeb/Tim Sale – Batman: The long Halloween (beide ich).

11 Gedanken zu “A year in books – ein Leseprojekt

  1. Hier auch noch einmal: Sehr schöne Liste! Ich habe tatsächlich Lust, mich bei Haruki Murakami – 1Q84 an zu schließen. Wenn ich das richtig gesehen habe, sind das drei Bücher. Magst du alle lesen oder nur den ersten Band?

    • Danke! Dass 1Q84 mehr als ein Buch ist, hab ich erst gemerkt, als ich mein Herz schon daran verschenkt hatte 😉
      Auf Deutsch sind die ersten beiden Bände ja – aus welchem Grund auch immer – in einem Buch erschienen. Diese Ausgabe ist meine Grundlage für den Dezember (d.h. Ziel ist Band 1 und 2). Wenn ich nicht gut voran komme, nehme ich vielleicht auch nur Band 1, wenn es superschnell geht, vielleicht auch noch 3 dazu. Anders gesagt: Ich glaube, das wird so ein Moment für kreative Regelauslegung

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